Das geteilte Krankenkassenmodell in Deutschland steht schon seit längerer Zeit in der öffentlichen Kritik: Bürger, Politiker und Wirtschaftsvertreter stellen das Gesundheitssystem gleichermaßen in Frage. Prof. Dr. Norbert Klusen, Chef der Techniker Krankenkasse (TK), möchte die Diskussion über die Zukunft der gesetzlichen und privaten Krankenkassen in Deutschland "versachlichen und beleben" und fordert die Privatisierung der GKV.
Einem von der TK in Auftrag gegebenen Gutachten zufolge sollte die Reform in Richtung Europa gehen und sich am System der Niederlande orientieren. Dieses Konzept fordere die Umformung der gesetzlichen Krankenkassen in Aktiengesellschaften. Langfristig, so Klusen, müsse der Unterschied zwischen Privatpatient und Kassenpatient verschwinden.
Eine privatrechtliche Organisation der Kassen würde deren Handlungsmöglichkeiten deutlich erweitern, so dass diese am Markt auf Augenhöhe mit den Privatkassen auftreten und um die Versicherten konkurrieren könnten. Die grundsätzliche Trennung in ein gesetzliches und ein privates System würde dadurch nicht in Frage gestellt, lediglich die Spielregeln würden einheitlich angepasst: Beide Systeme sollen gewisse Grundleistungen bieten, die durch Zusatzversicherungen ergänzt werden können.
Beim Verband der privaten Krankenversicherungen stößt dieser Vorschlag jedoch auf Widerstand: Ein einheitlicher Versicherungsmarkt von privater und gesetzlicher Krankenversicherung löse keine Probleme, so Verbandsdirektor Dr. Volker Leienbach. Einen einheitlichen Rechtsrahmen für alle Krankenversicherer wie in den Niederlanden lehnt er ab. Den Holländern habe ihre Umstellung keine Vorteile gebracht, im Gegenteil: Das System sei teurer und führe letztlich zu einer Zwei-Klassen-Medizin. Das deutsche System hingegen sei gerade wegen seiner Dualität nach wie vor eines der besten Gesundheitssysteme der Welt.